Schultheiß Friedrich Rentschler


Friedrich Rentschler wurde 1774 als erstes von 6 Kindern des Schultheißen Matthäus Rentschler von Igelsloch geboren. Er heiratete 1797 in der Kirche in Schömberg Christina Ohnmacht aus Lützenhardt. Ob er damals schon in Schömberg gewohnt hat ist nicht bekannt. Igelsloch gehörte damals und bis ca. 1965 zum Kirchspiel Schömberg und alle religiösen Handlungen fanden in der Kirche in Schömberg statt. Die Kirche stand damals noch neben dem inzwischen auch abgerissenen alten Pfarrhaus dort unten.

Seine 3 Kinder wurden in Schömberg geboren. Da seine Frau auch nicht aus Schömberg stammt, ist davon auszugehen, dass er sich hier einen Bauernhof gekauft hat. Er hat wohl auch das große repräsentative Bauernhaus in Talstraße gebaut.



Aus diesen 3 Kindern ist eine große Nachkommenschaft weit über Schömberg hinaus entstanden. Genannt sei hier als Beispiel in Schömberg sein Enkel Matthäus Rentschler, dem letzten Bauernschultheiß in Schömberg oder in 1960 Jahren noch in der Liebenzeller Straße den Postwirt Rentschler, den Bäcker Rentschler oder die Autovermietung Rentschler, (heute Getränkehandel) . Gegenüber wohnte der „Blinden Rentschler“ . Aus diesem Haus stammt Frau Genthner, von der das Bild von Friedrich Rentschler kommt und die dieses Projekt hier auch finanziell mit unterstützt hat. Auch der letzte Bauer in Schömberg, der Bauer in der Uhlandstraße gehört zu diesen Nachkommen.

Friedrich Rentschler wurde von 1823 – bis zu seinem Tode 1844 Schultheiß ins Schömberg. 1813 war auch schon Richter in Schömberg.


Welche Aufgaben hatte solch ein Schultheiß? Im wesentlichen die, wie heute ein Bürgermeister auch. D. h. Verwaltung, Vorstand des Gemeinderats und Vertretung der Gemeinde nach Außen. Wobei die Verwaltung nicht so aufwändig war wie heute. Ein Rathaus gab es noch nicht. Den Schreibkram machte der Schultheiß in seinem Wohnzimmer. Zu Gemeinderatssitzungen ging man wohl in eines der 3 Schömberger Wirtshäuser. Ein wesentlicher Unterschied in den Aufgaben zur heutigen Zeit bestand in der Funktion der niederen Gerichtsbarkeit die der Schultheiß zusammen mit beauftragten Gemeinderäten den so genannten „Gerichtsverwandten“ ausführte. Örtliche Streitigkeiten, die heute das Amtsgericht entscheidet.
In seiner Amtszeit wurde 1833 auch die neue Kirche für das Kirchspiel mit Platz für 1000! Personen gebaut. Wohl schon für weiteren Zuwachs in der Bevölkerung. Im Inneren sah die Kirche damals völlig anders aus.
In dieser Zeit war sein Bruder Matthäus Schultheiß in Igelsloch.
Die Gemeinde war auch für die Schule zuständig. Dazu gab es das 1712 erbaute Gebäude mit einem Schulraum von ca. 50 m² für 114 Kinder in Jahr 1836. In dem Gebäude ist auch die Lehrerwohnung und die Registratur der Gemeinde untergebracht. Das Oberamt Neuenbürg fordert einen zweiten Schulraum und einen weiteren Lehrer. Schultheiß Rentschler schreibt im Januar 1837: ….wir wissen nicht, wie wir diese Mittel aufbringen sollen. Der Ort ist herabgekommen, besteht meistens aus armen Taglöhnern. Die Kommune besitzt kein Vermögen und sonstige Einkünfte.


Um 1840 hatte Schömberg 650 Einwohner. Im ganzen Kirchspiel waren es 1770 Menschen. Die Bevölkerungszahl in Schömberg und im ganzen Kirchspiel ist in den 40 Jahren von 1800 bis 1840 um ca. 80% gestiegen! Ganz ohne Zuwanderung und Flüchtlinge. Nur durch die hohe Anzahl von Kindern. Von was haben diese Menschen gelebt? Industrie gab es noch nicht. Kur und Tourismus waren unbekannte Worte. Es blieb, wie seit Jahrhunderten nur die Land- und Forstwirtschaft. Daneben gab es die Kleinhandwerker wie Zimmermann, Bäcker, Metzger und Schuster und vor allem auch Weber und Stricker, die das in Schömberg erzeugte Flachs verarbeiteten. Wer keinen größeren Grundbesitz hatte, - das waren die Meisten - verdingte sich als Taglöhner. Es war eine harte Zeit.


April 2022 – Wolfgang Obert